Energie! - Furioser Folkgenuss mit Flook

von Christian (Kommentare: 0)

3. Oktober 2023: Flook

Schon lange kein Geheimtipp mehr, ist das seit 28 Jahren bestehende irisch-britische Quartett Flook längst eine der weltweit bekanntesten Bands der Folkszene. Und das mit Recht: Wie eine Einheit harmonieren die diversen Flöten von Brian Finnegan und Sarah Allen, die Gitarre von Ed Boyd sowie die Bodhrán von John Joe Kelly. So legendär wie die Band selbst sind auch ihre stilbildenden Alben Flatfish (1999), Rubai (2002), Haven (2005) und Ancora (2019); von letzterer stammen auch die meisten Stücke dieses Abends.

Der Energie und Spielfreude von Flook kann man sich nur schwer entziehen, und so bietet das Livekonzert einen akustischen Hochgenuss für das mitunter von weit angereiste Publikum. Schlendern wir in diesen musikalischen Abend mit dem fröhlichen Ómós Seamuis aus der Feder der irischen Fiddlerin Zoe Conway, welches in ein leicht überdrehtes Quickenbeam aus der Feder des Pipers John McSherry übergleitet. Ebenso rasant geht es weiter mit einem Set aus drei Jigs (Sharig/The Pipers of Roguery/The Huntsman), das von ausgefeilter Spieltechnik und rhythmisch-dynamischem Groove von Gitarre und irischen Handtrommel getragen wird.

Viele Stücke des rein instrumentalen Konzerts bringen eine eigene kleine Geschichte mit: Ellie Goes West erzählt gefühlvoll von der Romanze zwischen Ellie, einer langjährigen Freundin der Band, und David, die sich bei einem Workshops nahe Cambridge kennen und lieben lernten. Beim Set Granny in the Attic/The Blue Ball (Sarah Allen) und The False Proof (Jowan Merckx) hilft das Publikum mit und unterstützt die titelgebende „Oma auf dem Dachboden“ klanglich.

Die beschwingte Atmosphäre eines Straßenfestes fängt The Bunting Fund im Set mit dem Tune Ocean Child ein. Sarah Allen widmet diesen Tune einem Fest in ihrer Wohngegend, für das alle Nachbarn bunte Wimpelgirlanden (buntings) abasteln. Im Geschwindigkeitsrausch geht es weiter: An Turquoise Girl reiht sich The Tree Climber (Sion Chrisman), Twelve Weeks and a Day (Jorlath Hendreson) und Rounding Malin Head von Zoe Conway. Da kommt eine kleine Pause gerade gelegen, um sich mit Getränken, Leckereien vom Buffet, CDs und Flook-Merchandisingartikeln einzudecken.

Flook verstehen es meisterhaft, mit Dynamik und Tempo zu spielen. Fast wie auf einer akustischen Schaukel wiegen die Melodien von The Crystal Year in Kombination mit Foxes' Rock die Seele hin und her. Reel for Rubik ist für einen russischen Freund und Whistle-Maniac, der von diesem kleinen Instrument so fasziniert war, dass er dieses nächtelang durchspielte. Wie ein Dialog zwischen tiefer Querflöte und schillernder Whistle scheint auch das bezaubernde Wrong foot forward, gefolgt von den etwas nervöseren Tunes Apollo Bay Reel und Cats of Camazen aus der Feder von Brendan Ring, von Brian Finnegan mit reichlich "tongued triplets", also in spezieller Zungentechnik gespielten Triolen.

Warum nicht auch mal ein Wiegenlied zwischendurch? Die Lalabee entstammt der Feder des Drehleierspielers Matthias Loibner. Aufgeweckt geht es weiter mit Brian Finnegans Jig for Simon; und schließlich hatte auch Sarahs Akkordeon ihren Auftritt und hauchte dem Set Tir Rafartaigh/ Road to Errogie Cajunflair ein. The Sleeping Tortoise (Sarah Allen), ein gigantisches Bodhránsolo von John Joe Kelly und das rasante Pressed for Time aus der Feder von Gordon Duncan bilden den würdigen Abschluss eines fulminanten Konzerts. Mit dem unveröffentlichen Set Koady / The Burning Lion verabschiedete sich die keltische Supergruppe von ihrem begeisterten Publikum. Ein Fest für Ohren und Gaumen, bei dem sich Zuhörer und Zuhörerinnen am herbstlich dekorierten Büffet bedienen durften. Besonderer Dank an die so zahlreich erschienene Zuhörerschaft, die fleißigen Helfer des Folkcub Prisma und an Karen für ihre köstlichen Brotaufstriche!

smo

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